Grundstücke in Kolka sind erschlossen / Einwohner zahlen
deutlich weniger als noch vor einem Jahr gedacht / Bauzeit
März bis August
Kolka, ein Ortsteil der Stadt Geithain, ist seit wenigen Tagen an das öffentliche
Trinkwassernetz angeschlossen. “Wir haben zwar noch keine Schlussrechnung, aber die
Baumaßnahme ist offiziell abgenommen und damit beendet”, sagt Lutz Kunath, der
Geschäftsführer des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain (VVGG).
Damit endet auch die Geschichte des “Brunnendorfes” Kolka. Denn bislang versorgten sich
die Einwohner über Hausbrunnen auf ihren Grundstücken selbst mit Wasser. Der VVGG
hatte immer wieder Versuche unternommen, den Geithainer Ortsteil zu erschließen. Doch
das ist an den finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert. Erschließungskosten von über
15.000 Euro pro Grundstück wären sowohl für den Verband als auch für die Eigentümer
nicht zu stemmen gewesen.
Nachdem der VVGG im August 2019 einen positiven Fördermittelbescheid erhalten hatte,
konnte das Projekt mit einer Förderquote von 65 Prozent in Angriff genommen werden.
“Die Baukosten”, so der Verbandsgeschäftsführer, “liegen bei circa 250.000 Euro und damit
unter dem, was wir ursprünglich eingeplant hatten.” Eine weitere gute Nachricht: Jeder
Grundstückseigentümer wird schätzungsweise 4.000 Euro zahlen müssen. Diese Summe
beinhaltet zunächst den Baukostenzuschuss für die 1 270 Meter lange Hauptleitung
zwischen Ossa und Kolka zur Erschließung der Ortschaft und deren Einbindung in das
Verbundsystem. Weitere 500 Meter Leitung bis Syhra finanzierte der Verband selbst, weil
darüber ein Ringschluss geschaffen wurde, der eine höhere Versorgungssicherheit
ermöglicht.
Im Kostenanteil, den die Grundstückseigentümer tragen, ist außerdem die
Hausanschlussleitung bis zum Wasserzähler im Gebäude beziehungsweise bis zum
Wasserzählerschacht berücksichtigt. “Ursprünglich hatten wir die Kosten für den Einzelnen
mit knapp 6.500 Euro kalkuliert”, erinnert Lutz Kunath an die Einwohnerversammlung Ende
August 2019 als den Einwohnern von Kolka das Projekt vorgestellt worden war.
Aktuell lehnen drei von insgesamt 17 Grundstückseigentümern den zentralen
Trinkwasseranschluss ab, wie der Verbandsgeschäftsführer informiert. Sie begründen dies
nach Kenntnis des VVGG einerseits mit den Kosten, die sie tragen müssten, andererseits
mit ihrer persönlichen Einschätzung, dass sie sich noch längere Zeit mit dem Wasser aus
ihren eigenen Brunnenanlagen im Garten versorgen könnten.
Im Sommer des vergangenen Jahres ist die Eigenwasserversorgung in dem Ort auf eine
harte Bewährungsprobe gestellt worden. Brunnen lieferten nicht mehr die gewünschten
Wassermengen, waren zum Teil gänzlich trocken gefallen, sodass die betreffenden Kunden
mit Unterstützung der Veolia Wasser Deutschland GmbH als Betriebsführer des VVGG
notversorgt werden mussten. “Trinkwasserversorgung ist kein Wunschkonzert”, betont Lutz
Kunath. Laut Satzung muss jedes Grundstück, das erschlossen ist, auch an das
Versorgungsnetz angeschlossen werden – “und das ist in Kolka nunmehr der Fall”. Es
besteht ein Anschlusszwang, den der VVGG mit verwaltungsrechtlichen Mitteln auch
durchsetzen werde. Gleichwohl hoffe er, dass es nicht dazu kommt und man sich einigt.
Unterdessen scheint es, dass die noch mit privaten Brunnenanlagen ausgestatten
Grundstücke von Niedergräfenhain (Stadt Geithain), in diesem Jahr nicht mehr erschlossen
werden können. Man warte nach wie vor auf die Rückmeldung der Deutschen Bahn, erklärt
Enrico Kühn, der zuständige Projektleiter bei Veolia. Mit der neuen Trinkwasserleitung
würde man Bahnbereiche tangieren, weshalb das Verkehrsunternehmen auch in jeden
Schritt einbezogen werden muss. Erst wenn die Bahn dem vom Planer präferierten
Verfahren zugestimmt hat, kann die Ausschreibung veröffentlicht werden, um eine Baufirma
zu finden. Unter diesen Umständen dürfte in Niedergräfenhain erst im Frühjahr mit der
Erschließung der restlichen Grundstücke im Ort begonnen werden.