Einstiges “Brunnendorf” der Stadt Geithain bekommt über eine
neue Leitung Trinkwasser / Investition von rund 250.000 Euro /
Weitere Abstimmungen zu Niedergräfenhain notwendig
Hausbrunnen, die versiegt sind, kein Wasser mehr geben. Intensive Hitze- und
Trockenperioden. Bis hin zur mobilen Notversorgung im Sommer 2019 für einzelne
Grundstücke. Die Zeiten sind vorbei. Mittlerweile sind fast alle Häuser in Kolka (Stadt
Geithain) an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen.
Bis zu dieser extremen Ausnahmesituation im vergangenen Jahr hätten die
Grundstückseigentümer lange wenig Interesse gehabt, sich an das Wasserversorgungsnetz
anschließen zu lassen, erinnert Lutz Kunath, der Geschäftsführer des
Versorgungsverbandes Grimma-Geithain (VVGG). Hinzu seien begrenzte Kapazitäten bei
der Löschwasserversorgung gekommen, was auch bauliche Aktivitäten im Ort gebremst
habe. Damit gab es für den Verband doppelten Handlungsbedarf. Im Frühjahr ist die
Maßnahme gestartet und jetzt nahezu abgeschlossen.
“In den nächsten Tagen”, informiert Enrico Kühn, “werden die Kopflöcher noch asphaltiert
und dann kann sich die Baufirma aus Kolka zurückziehen.” Jene Kopflöcher sind beim
Leitungsbau auf der Strecke zwischen Syhra und Ossa entstanden. Sie wurden circa alle
100 Meter ausgehoben und die neue Trinkwasserleitung von einem zum anderen im
Bohrspülverfahren eingezogen, schildert der Projektleiter bei der Veolia Wasser
Deutschland GmbH, dem Betriebsführer des VVGG. Damit brauchten die Arbeiter der
Aqua-Service Rohrleitungsbau GmbH aus Liebschützberg keinen offenen Rohrgraben durch
das einstige “Brunnendorf” ziehen. Und: “Der Baugrund hat es hergegeben”, freut sich
Enrico Kühn. Denn nicht überall könnten Leitungen in geschlossener Bauweise verlegt
werden.
Rund 250.000 Euro hat die 1 770 Meter lange Leitung, inklusive der Hausanschlüsse,
gekostet. Bisher verlief die alte Leitung aus Asbestzement circa einen Kilometer von der
Ortslage Kolka entfernt. Sie stellt eine Verbindung zwischen den Versorgungsgebieten des
Wasserwerks Rathendorf und Prießnitz her. Wenn nun bis Ende des Monats in Ossa noch
der neue Gebietszählerschacht gesetzt ist, kann die bisherige Versorgungsleitung außer
Betrieb genommen werden.
Lutz Kunath ist zufrieden, dass nun mit Kolka ein “weißer Fleck” auf der Landkarte des
Versorgungsverbandes verschwunden ist.
Im August 2019 hatte der VVGG die Einwohner in Kolka über die geplante Maßnahme
informiert. Damals hatte das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
bereits das „Sonderprogramm zur Förderung von Maßnahmen zur Erweiterung der
öffentlichen Trinkwasserversorgung im ländlichen Raum“ verabschiedet. Es gab die Chance,
bei der Sächsischen Aufbaubank Fördermittel für die trinkwassertechnische Erschließung
zu beantragen. “Das haben wir in Abstimmung mit der Stadt Geithain für Kolka und Teile von
Niedergräfenhain auch getan”, sagt Lutz Kunath. Im Januar 2020 gab es die positiven
Bescheide. Die Förderquote liegt bei 65 Prozent.
Auch Teile von Niedergräfenhain sollen noch erschlossen werden. Fördermittel stehen zur
Verfügung, aber es fehlt die Einigung mit der Deutschen Bahn. “Weil wir uns hier mit der
neuen Leitung im Bereich der Bahngleise bewegen, sind sehr detaillierte Abstimmungen
erforderlich, die noch nicht abgeschlossen sind”, schildert Veolia-Projektleiter Enrico Kühn.
Erst wenn alle offenen Fragen beantwortet sind, kann die Maßnahme ausgeschrieben
werden. Der VVGG plant laut Beschluss der Verbandsversammlung vom September 2019
außerdem die trinkwassertechnische Erschließung von Dölitzsch, einem weiteren Ortsteil
der Stadt Geithain. “Derzeit”, informiert Geschäftsführer Lutz Kunath, “besteht aber keine
Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen, weil das Förderprogramm geschlossen ist.”
Hintergrund:
Grundsätzlich haben die Aufgabenträger der Wasserversorgung nach § 43 Abs. 1
Sächsisches Wassergesetz die Pflicht, die Bevölkerung und die gewerblichen und sonstigen
Einrichtungen ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen. Diese Pflicht besteht allerdings
nur im Rahmen der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Deshalb konnten Orte wie Kolka in
der Vergangenheit nicht erschlossen werden, führt VVGG-Geschäftsführer Lutz Kunath aus.
Spezifische Erschließungskosten von über 15.000 Euro pro Grundstück wären sowohl für
den Verband wie auch die Grundstückseigentümer nicht tragbar gewesen.
Die Grundstückseigentümer werden über einen Baukostenzuschuss an den
Herstellungskosten beteiligt; das gilt auch für die Hausanschlüsse. “Je mehr Grundstücke
angeschlossen werden, umso geringer fällt der Baukostenzuschuss aus. Wir setzen deshalb
im Interesse der Solidargemeinschaft der Grundstückseigentümer den durch § 4 der
Wasserversorgungssatzung geregelten Anschlusszwang durch”, erklärt Luth Kunath.